Anhand von Reaktionen auf die sogenannte „Flüchtlingskrise“ treten in letzter Zeit diffuse Ressentiments und verstecktes, rassistisches Gedankengut deutlich zutage. Mit dem Fahrradkino-Filmfestival „Flüchtige Bekanntschaften“ sollen persönliche Geschichten von Geflüchteten in den Mittelpunkt gerückt werden, um die hitzige Debatte um das Menschenrecht Asyl weg von dem Bild der grauen Flüchtlingsflut hin zu den schutzsuchenden Menschen zu bewegen. Mit den mehrfach ausgezeichneten Filmen Mediterranea (12. März, 19 Uhr), On The Bride’s Side (15. März, 19 Uhr) und Land In Sicht (21. März, 20 Uhr) und den daran anschließenden Diskussionsrunden mit bemerkenswerten Expert*innen sollen Vorurteile und Chancen thematisiert werden. Für Schulklassen gibt es in der Woche vom 14. bis 18. März die Möglichkeit einen Workshop zu besuchen.
MEDITERRANEA
12. März 2016, 19 Uhr, Postkult Gelände (Böllberger Weg 5), Eintritt frei
MEDITERRANEA ist das Spielfilmdebüt des jungen Italoamerikaners Jonas Carpignano, der bereits für seine Kurzfilme A CIAMBRA und A CHIJÀNA mehrfach auf den Filmfestivals in Cannes, Venedig und Sundance ausgezeichnet wurde. Mit den Mitteln des Spielfilms arbeitet Carpignano die Hintergründe der Unruhen in Rosarno/Italien 2010 auf, bei denen mehr als 60 Menschen verletzt wurden und Tausende Migrantinnen und Migranten evakuiert werden mussten.
Die Figuren des Films werden dabei von Geflüchteten und Immigranten verkörpert, die selbst von den Unruhen betroffen waren und ihre eigenen Erfahrungen mit Flucht, Vertreibung und Fremdenfeindlichkeit in den Dreh miteinfließen ließen.
2015
107 min
Deutsch mit englischen Untertiteln
Im Anschluss als Expert*innen: Multikulti Kollektiv Halle, Aktivist*innen der Proteste am Berliner Oranienplatz
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ON THE BRIDE’S SIDE
15. März 2016, 19 Uhr, Postkult Gelände (Böllberger Weg 5), Eintritt frei
Ein Akt des zivilen Ungehorsams, eine politische Aktion und ein bewegender, international ausgezeichneter Dokumentarfilm. „Io sto con la sposa“ („Auf der Seite der Braut“) ist alles in einem.
Verkleidet als Hochzeitsgesellschaft, so schleusen die Regisseure Gabriele del Grande, Khaled Soliman al Nassiry und Antonio Augugliaro fünf syrische Flüchtlinge durch die Festung Europa. Unterstützt von italienischen und syrisch-palästinensischen Aktivist*innen und immer begleitet von der Kamera halten sie dokumentarisch, in teilweise sehr poetischen Bildern fest, wie das Filmteam gegen europäische Reisebeschränkungen verstößt, um Menschen, die in ihrer Heimat und auf der Flucht alles verloren haben, das Recht auf Bewegungsfreiheit zuteilwerden zu lassen. Mit der Veröffentlichung des Films, quasi eine Selbstanzeige, nehmen sie die juristischen Konsequenzen in Kauf – und machen gleichzeitig deutlich, wie wenig Menschlichkeit in der europäischen Flüchtlings- und Asylpolitik herrscht.
2014
89 min
Originalsprache mit deutschen Untertiteln
Im Anschluss als Expert*innen: Aaron Scheid (Aktivist der Kampagne ‚VisaWie? Gegen diskriminierende Visaverfahren!‘), Ruby Hartbrich (Crewmitglied Sea-Watch)
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LAND IN SICHT
21. März 2016, 20 Uhr, Postkult Gelände (Böllberger Weg 5), Eintritt frei
Nach einer Flucht um die halbe Welt sind Abdul, Brian und Farid in einem abgelegenen Asylbewerberheim im kleinen Ort Bad Belzig gestrandet. Von hier aus suchen sie nach Wegen in die deutsche Gesellschaft. Auf Dorffesten, Ämtern und Diskotheken prallen ihre Vorstellungen von Deutschland mit den Mentalitäten der Brandenburger*Innen aufeinander. Anstelle von Betroffenheit rückt LAND IN SICHT die unfreiwillige Komik dieses Aufeinandertreffens in den Blick.
2014
93 min
Deutsch mit englischen Untertiteln
Im Anschluss als Expert*innen: Oliver Paulsen (Dienstleistungszentrum Migration und Integration der Stadt Halle), angefragt: Augsburg Grand Hotel
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Das Fahrradkino-Filmfestival ist eine gemeinschaftliche Veranstaltung von Urban.Aktiv, Postkult e.V., CultureConAction und der Amnesty International Hochschulgruppe Halle im Rahmen der Bildungswochen gegen Rassismus 2016.
Ausschlussklausel: Die Veranstalter*innen behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zu den Veranstaltungen zu verwehren oder von diesen auszuschließen. Das gilt ebenso für Personen, die rechtsradikale Symbolik und Bekleidungsmarken zur Schau stellen, insbesondere gilt dies für die Modemarke Thor Steinar.